Bericht „Wandern mit Flüchtlingen im Montafon“ Sommer 2017

Alpenverein Vorarlberg, Bezirk Montafon

Wandern mit Flüchtlingen an Maria Himmelfahrt 15. August 2017

Wandern mit Flüchtlingen, die im Montafon leben? Warum denn das?…

Warum denn nicht! Immerhin leben rund 200 Asylantinnen und Asylanten in unserem Tal, in dem sie nach ihrer Flucht «gelandet» sind. Die meisten von ihnen aus Afghanistan kommend, doch auch Syrer, Eriträer, Somalier, Iraker, Tschetschenen und andere Nationalitäten machen seit einiger Zeit die Talschaft bunter.

Im Alpenverein im Montafon war im letzten Herbst die Idee entstanden, diese Menschen einfach einmal zu einer gemeinsamen Wanderung einzuladen, um mit ihnen in Kontakt zu kommen, ihnen ihre neue Heimat näher zu bringen, die Schönheit unserer Bergwelt, die Natur, die Alpwirtschaft, um gemeinsam mit ihnen unterwegs zu sein. Um MIT ihnen zu reden (anstatt immer nur über sie). Durch die großartige Zusammenarbeit mit den Betreuerinnen der Caritas fanden sich so am Morgen des strahlenden Maria Himmelfahrttages 3 Frauen, 15 Männer und 3 Kinder, das jüngste 4 Jahre alt, in Latschau an der Golmerbahn ein, eine muntere Gruppe, neben 1 Syrer und 1 Iraker alles Menschen aus Afghanistan. Wunderbar, dass die Golmerbahn/ Golm Silvretta Lünersee Tourismus allen eine Gratisfahrt bis Grüneck spendierte – vielen herzlichen Dank für die großzügige Einladung! Auf dem Latschätzer Höhenweg wanderten wir zusammen in Richtung Lindauer Hütte, die Kinder ergriffen ohne Scheu die eine oder andere Hand von uns 8 Einheimischen, fast alle konnten so gut Deutsch, dass wir den ganzen Tag über miteinander im Gespräch waren und so manches von den Flüchtlingen erfahren durften, von ihrer Flucht, ihren Nöten, ihren Träumen. Aber auch über Blumen, Berge, Murmeltiere wurde geredet, vor allem aber wurde viel fröhlich gelacht.

In der Lindauer Hütte hatten Hüttenwirt Thomas Beck und sein wunderbares Team schon alles für uns bereitet, 2 lange Tische reserviert, und bald standen neben Schälchen mit frischen Salaten große Teller mit köstlichem vegetarischem Pastagericht vor jedem von uns – was Groß und vor allem Klein vorzüglich schmeckte. Dass wir allesamt eingeladen waren, hat uns wirklich die Sprache verschlagen und einen sehr kräftigen Applaus für Thomas und sein Hüttenteam hervorgerufen. Von ganzem Herzen vielen Dank für diese Gastfreundschaft!

Auch der Abstieg durchs Gauertal über den Alp-Weg war für alle Teilnehmer völlig problemlos, trotzdem das Schuhwerk teilweise nicht ganz unseren Wünschen entsprochen hat. Unser «Nesthäkchen» genoss zum Schluss die Aussicht von verschiedenen starken Männerschultern herunter, die Mädchen suchten gerne eine sichere Hand. Berührend war für mich, mit wieviel Aufmerksamkeit füreinander, wie fröhlich und wie friedlich wir als Gemeinschaft unterwegs waren. Und wieviel Dankbarkeit ausgedrückt wurde. Zurück in Latschau gab´s noch ein fröhliches Gruppenfoto, herzliche Verabschiedungen, ein paar Telefonnummern wurden noch ausgetauscht, bevor wir wieder den Bus zurück ins Tal nahmen.

Mein Eindruck: Alle hatten glückliche, zufriedene und strahlende Gesichter. Und manche fragten schon nach einer Fortsetzung in den Bergen. Na dann…

Was für ein Privileg, diesen Tag mit so vielen liebenswürdigen Menschen zu erleben. Danke von Herzen an alle!

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  • On September 12, 2017